Verlust der Tiere
Globale Aussterberate um das Hundertfache verstärkt
Viele Menschen sind gleichgültig gegen die Warnungen der Naturschützer. Dass die Artenvielfalt der Welt bedroht ist sind für sie nur Unkenrufe.
Dies wird jedoch das Einzige sein, was von Unken noch bleibt. Massive Warnungen der Wissenschaft zeigen nun, dass man Frösche bald nur noch bildlich verschlucken kann und Elefanten ausschließlich in Porzellanläden und Zoos vorkommen.
Ende Juli 2014 widmete die renommierte Wissenschaftszeitschrift „Science“ der schwindenden Fauna, der „Defaunation in the Anthropocene“ ein ganzes Heft. Wissenschaftler aller biologischen Disziplinen schlagen Alarm: Der negative menschliche Einfluss auf die Vielfalt der Tierwelt und die Menge der Tiere global und lokal ist ein unterschätzerterFaktor des globalen Wandels.
- bis zu einem Drittel aller Arten sind global bedroht, darunter die Amphibien sogar zu 41 %
- 322 Wirbeltierarten (also Säuger, Vögel, Reptilien, Amphibien, Fische) sind seit 1500 ausgestorben
- Um 28% istdie Wirbeltierpopulation seit 1970 zurückgegangen
- Um 35 % hat die Zahl der Schmetterlinge in den vergangenen 40 Jahren abgenommen
Es gibt also nicht nur weniger Arten, sondern auch weniger Tiere. Für Ikonen wie Elefant, Tiger oder Menschenaffen besteht kaum Hoffnung, dass sie das nächste Jahrhundert in der Natur erleben.
Aber die Autoren warnen vor den Auswirkungen der gigantischen Vernichtung auf das Netzwerk des Lebens, zu dem auch der Mensch gehört. Bestäuben von Pflanzen, Verteilen von Samen, Verrotten von Laub, Bilden von Humus, Zersetzen von Kadavern und Kot, Reinigen von Gewässern, Binden von CO2 und viele andere lebensnotwendige Prozesse funktionieren ohne die Fauna nicht mehr. Wer nur an den Tropenwald in Borneo denkt, verkennt dass auch in Deutschland der Rückgang dramatisch ist, auch wenn sich einzelne wenige Tierarten erholt haben.
Freilich gibt es auch eine natürliche Aussterberate in der Geschichte des Lebens auf der Erde. Auch große Massensterben kamen vor, ausgelöst durch Katastrophen wie Vulkanausbrüche oder Meteoriteneinschläge. Aber heute hat der Mensch laut Stuart Pimm von der Duke University die globale Aussterberate um das Hundertfache verstärkt.
Wer schon seit 40 Jahren oder mehr in Ammersbek und Umgebung wohnt, wird sich erinnern:
- insektenverklebte Windschutzscheiben bereits nach kurzerschneller Autofahrt
- blumenreiche Wiesen mit vielen verschiedenen bunten Schmetterlingen
- Kiebitze auf den Feldern und trällernde Lerchen darüber
- Störche hinterm Traktor und Rebhühner in den Knicks
- die Zimmer schnell voller Fliegen, wenn die Fenster im Sommer geöffnet waren
- im Garten müffelnde Kaninchen und eine Vielzahl von Vogelarten
Heute dagegen ist die individuenreichste Säugetierart in Ammersbek der Mensch und das Mastschwein. Und als Hauptverursacher für den Rückgang von Insekten und dadurch auch den von ihnen abhängigen Vögeln ist eindeutig die industrielle Landwirtschaft auszumachen. Aus ehemals echten Wiesen hat sie pestizid-, gülle- und kunstdüngergetränktes Grünland gemacht, mit nur wenigen aber dafür praktischen Pflanzenarten.
Dafür aber können wir jeden Tag billiges und billig produziertes Fleisch essen, auch wenn die Folgen wie erhöhter Cholesterinspiegel, Gicht oder sogar Antibiotikaresistenz nur einer Arterhaltung dient, der des Arztes.