NABU - Gruppe Ammersbek e.V.


Baggern für Frösche und Kröten

Tümpelsanierer finden Toteisloch

Die Baggerschaufel hebt sich und verteilt schwarzen Schlamm auf der Queckenwiese. Neben dem Fahrer thront Melanie Schubert und deutet munter auf das Tümpelufer. Dort soll noch etwas von dem fetten Oberboden abgezogen werden, damit Sand zum Vorschein kommt, der Garant für klares Wasser. Die Zoologin macht biologische Bauaufsicht für den Natur­schutz­verein „Koordination Natur im Kreis“ (KNIK) und lobt ihren sensiblen Baggerfahrer. Erhard Litzendorf gräbt seit vielen Jahren mit Riesenschaufeln in der Natur und macht dabei, zur Freude der Wissenschaftlerin, so manche wertvolle Entdeckung.

Jetzt, im ungewöhnlich warmen Oktober, steht eine Kleingewässersanierung im Ammers­beker Naturschutzgebiet Heidkoppel­moor auf dem Programm. Der Tümpel, Bagger im Heidkoppelmoor
Bagger im Heidkoppelmoor
der stark verschlammt und halb verlandet war, soll als Biotop von fünf verschiedenen Amphibien­arten wiederbelebt werden, darunter auch der seltene Moorfrosch. Die vier offiziellen Gebiets­betreuer vom NABU Ammersbek konnten den Verein dafür gewinnen, das kleine Gewässer im Rahmen des Froschlandprojektes von KNIK e.V. zu sanieren.

Nun sieht die Wiese daneben aus wie umgegraben, aber nur bis zum Frühjahr, dann stellt sich schnell eine neue Pflanzenvielfalt ein. Auf der Insel in der Tümpelmitte hat Schubert mit der Motorsäge ausgelichtet und dabei bundesweit gefährdete Moorpflanzenarten, wie Sumpfsternmiere oder Sumpfblutauge, gefunden.

Der Bagger hat mittlerweile begonnen, einzelne Kopfweiden auszugraben und umzu­pflanzen, damit das Gewässer besser besonnt wird und weniger Laub hinein fällt. So kann sich der Froschlaich gut entwickeln und das Wasser bleibt länger nährstoffarm. Als der Biologe von der NABU-Landesstelle Wasser, Thomas Behrends, hinzukommt, um den Fortgang der Arbeiten zu dokumentieren, macht er
eine erstaunliche Entdeckung: Die Insel im Teich entpuppt sich anhand ihrer typischen Niedermoorvegetation als ein Miniatur-Kesselmoor, das sich in einem Toteisloch entwickelte. Als die Gletscher am Ende der Eiszeit aus Norddeutschland zurückwichen, blieben Eiskeile oder -blöcke im Untergrund zurück, die erst nach vielen Jahren vollends abschmolzen. Darüber sackte der Boden ein und bildete Senken, oft kreisrund, die allmählich voll Wasser liefen.

Die beiden Biologen sind beglückt. Erweist sich die Tümpelrenaturierung doch ganz zufällig auch als eine Moorsanierung. Da freuen sich nicht nur die Moorfrösche, sondern auch viele bedrohte Insektenarten.

Ansprechpartner für fachliche Rückfragen: Thomas Behrends, NABU-Landesstelle Wasser; Thomas.Behrends@nabu-sh.de

 

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