NABU - Gruppe Ammersbek e.V.


Mehr Raum für Zuwanderer

Froschland und NABU erschaffen neues Zuhause für Kröten und Libellen.

Vor vier Jahren hatte das Projekt Froschland auf Initiative des NABU Ammersbek ein verschlammtes und zugewachsenes Kleingewässer in einen offenen Weiher von knapp 40 Metern Durchmesser verwandelt.

Da das Gewässer fern von Straßen unzugänglich in der Kernzone des Naturschutzgebietes Heidkoppelmoor liegt, besteht nicht die Gefahr, dass badende Hunde Sediment aufwühlen und den Amphibienlaich zerstören oder dass die Frösche und Kröten in Wanderungszeiten überfahren werden.

Heideweiher

Dieser sogenannte Heideweiher hat sich sehr schnell zu einem Eldorado für bedrohte Pflanzen  und Amphibien entwickelt:  Am sandigen, sonnen­beschienenen Ufer sind Pflanzen ausgekeimt, die es hier vor vielen Jahr­zehnten gab, als das Gebiet noch Heide war.  Darunter finden sich seltene Arten aus der Zwergbinsengesellschaft*  wie Igel-Seggen, die Sand-Binse (Juncus tenageia) oder die Gelb-Segge  (Carex demissa). Solche licht­hun­g­rigen, konkurrenz­schwachen Zwerpflanzenfluren sind auf unbewachsene und zur Keimungszeit feuchte Böden angewiesen.

Sandbinse

Aber nicht nur besondere Binsen und Seggen haben das renovierte Gewässer erobert. Auch Kammmolche wanderten ein und sogar Knoblauchkröten, die in Deutschland stark gefährdet sind.

 

Um diesen Erfolg fortzusetzen, regte der NABU Ammersbek an, ein zweites Gewässer anzulegen. Die Untere Naturschutz­behörde war einver­stan­den und die Volksdorfer Försterei war begeistert. Es handelt sich um unbe­wal­dete Hamburger Forstflächen auf schleswig-holsteinischem Gebiet und der Forstleiter Johannes Noffke setzt sich hier sehr für Naturschutz ein.

Ende der vergangenen Woche kam nun Melanie Schubert von Froschland und zusammen mit dem erfahrenen Baggerführer Erhard Litzendorf erschuf sie einen flacheren, kleinen Bruder für den Heideweiher. Er  ist von seiner Anlage her als ein sogenannter  Tümpel ausgelegt, ein Klein­gewässer, das regelmäßig im Sommer oder wenigstens alle paar Jahre austrocknet. Damit wird eine Besiedlung mit Fischen, den Fressfeinden von Kaulquappen, verhindert.

Melanie Schubert und Erhard Litzendorf, Froschland

Ein flacher Tümpel wird gebaggert

Auch manche Libellenarten wie Binsenjungfer oder Heidelibellen bevorzugen Tümpel. Dort leiden sie nicht unter der Konkurrenz der Großlibellen. Denn diese brauchen für die Entwicklung ihrer Larven stabil wasserführende Weiher.

Der betreuende NABU-Biologe Thomas Behrends schwärmt: "Nun haben wir hier im Heidkoppelmoor zwei verschiedene Welten entstehen lassen: die der dauerhaften Weiher und Moore und die der temporären Tümpel für jeden Neuankömmling und für konkurrenzschwache Arten. Im Frühling geht es den Kaulquappen und Libellen dann richtig gut."

Unter Pflanzendecke und oberster Bodenschicht kommt Sand zum Vorschein

 

* Kurzlebige Zwergbinsengesellschaften

Die größe Verbreitung hatte dieses amphibische Gegenstück zur terrestrischen Ruderalvegetation im Mittelalter, zur Hochzeit der Teichwirtschaft. Die niedrigwüchsigen Pflanzen tauchen sporadisch in kleinen Bereichen auf und sind sehr kurzlebig. Typisch ist ihr Vorkommen am Teichgrund abgelassener Fischteiche, wie z.B. an den Timmerhorner Teichen vor einigen Jahren oder auf nackten Uferbänken von Tümpeln. Sie tauchen dort fast schlagartig auf, wenn genügend Feuchtigkeit vorhanden ist, gekeimt aus Samen einer dauerhaften Diasporenbank. Die Samen werden von Wasservögeln verbreitet, aber auch von Wasser und Wind.

Quelle:Ellenberg & Leuschner (2010) - "Vegetation Mitteleuropas mit den Alpen"

Zurück zur Übersicht